


Birmingham. „Yes“, sagt Julian Weber, „Zürich. Im Letzigrund zu starten ist megaschön, und im Hotel dort gibt es sehr leckeres Essen…“ Das wir der Speerwerfer des USC Mainz sich rund um den 30. August einverleiben können, wenn er in der Schweizer Leichtathletik-Metropole weilt, um am Finale der Diamond League teilzunehmen. Dafür nämlich qualifizierte sich der 24-Jährige am Samstag in Birmingham.
Drei Wettkämpfe hat Weber in dieser Saison bestritten, und die Tendenz zeigt eindeutig nach oben. 82,80 Meter erzielte er bei seinem Sieg im Weltcup. 84,62 Meter waren es bei den Deutschen Meisterschaften. Und auf 86,63 Meter schraubte er seine Jahresbestleistung jetzt – womit er nicht nur den zweiten Rang hinter dem Mannheimer Andreas Hofmann (89,82) belegte, sondern sich eben auch die Teilnahme am Finale der Serie sicherte. Europameister Thomas Röhler kam mit 84,33 Metern auf den vierten Platz.
Böiger Wind bereitet Anlaufprobleme
Dass Zürich für ihn erreichbar sein würde, habe er erst kurz vor dem Meeting in Birmingham mitbekommen, sagt er. „Mit dieser Chance hatte ich gar nicht gerechnet, aber als ich mich mit Andi und Thomas darüber unterhalten habe, wurde mir klar, dass schon der fünfte Platz reichen würde.“ Und das bei der ersten Teilnahme. Der Grund: Das Finale bestreiten in jeder Disziplin die punktbesten Athleten, „und bei den Speerwerfern haben meistens dieselben Leute gepunktet, und nur wenige sind immer angetreten“.
Für ihn sei diese eine extra Motivation gewesen, und nach dem ersten Durchgang sah es schon mal gut aus: 82,63 Meter zum Auftakt waren ein erfreulicher Einstieg, lediglich Hofmann warf weiter. „Der Wurf hat sich besser angefühlt als später der 86er, trotzdem bin ich nicht gut in den Wettkampf hineingekommen.“ Weber berichtet von Schwierigkeiten mit dem Anlauf. Den hatte er sogar verkürzt, um in sicherer in eine gute Abwurfposition zu kommen, bei den nächsten drei Versuchen aber sei es ihm nicht gelungen, einen Rhythmus zu finden.
„Böiger Wind aus wechselnden Richtungen“, benannte er das Problem. „Wenn beim Anlaufen plötzlich eine Wand vor einem steht, kann man es auch lassen.“
Es wäre mehr dringewesen
Nach vier Durchgängen war der Mainzer auf den fünften Rang zurückgefallen, dann gelang ihm sein weitester Wurf. Der einzige, bei dem er einen ordentlichen Anlaufrhythmus gehabt habe und den Speer mit ordentlicher Technik fliegen lassen konnte. Zufrieden wirkte er dennoch nicht, nachdem das Gerät die Hand verlassen hatte. „Ich wusste zwar, dass der Versuch ganz gut war, aber ich war mir auch sicher, dass noch mehr dringewesen wäre“, sagte er später.
Dennoch: Im dritten Wettkampf nach rund anderthalbjähriger Verletzungspause, nach einer Ellbogenoperation und einem Bandscheibenvorfall eine solche Weite zu erzielen, damit könne er nicht unzufrieden sein. „Mir fehlen unfassbar viele Trainingseinheiten und Würfe. Dafür läuft es doch schon ganz gut.“
Zwei Highlights zum Saisonabschluss
Als Highlights des Jahres folgen jetzt Zürich und am 2. September das Istaf in Berlin, ein Programm, das Weber vor zwei Jahren schon einmal absolviert und trotz eines speziellen Handicaps herausragend gemeistert hatte. Damals nämlich war sein Koffer auf dem Weg nach Berlin verschollen, der USC-Athlet musste sich Klamotten und Schuhe leihen – und warf mit 88,29 Metern seine bis heute gültige Bestleistung.
Beides werde sich in diesem Jahr wohl nicht wiederholen, sagt er. „Ich habe dazugelernt, meine Spikes kommen ins Handgepäck.“ Und was die Weite angeht: Theoretisch wolle er nicht ausschließen, in eine ähnliche Region vorzustoßen wie 2016, vom Gefühl her habe er die Weite schon wieder drauf. „Aber eigentlich dürfte das nicht passieren – wenn man bedenkt, dass ich im April mein Bein noch nicht anheben konnte…“
PETER H. EISENHUTH | 20.08.2018